Das ganze Universum auf einen Blick
Planck-Mission liefert erstes Gesamtbild des Kosmos - die wissenschaftliche Ernte kann beginnen
Paris (Frankreich) - Die europäische Raumsonde Planck hat mit ihren empfindlichen Antennen den Himmel im Mikrowellenbereich vollständig abgetastet und so ihr erstes Bild des gesamten Kosmos geliefert. Die Astronomen erhoffen sich von den Daten neue Erkenntnisse über die Frühzeit des Universums und die Entstehung von Sternen und Galaxien. Planck war am 14. Mai 2009 gestartet und ist 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt in Gegenrichtung zur Sonne stationiert.
Quer über das Bild zieht sich als leuchtendes Band die Scheibe unserer Milchstraße. Auffällig sind Bänder aus kaltem Staub, die nach oben und unten aus der Milchstraße herausragen - Regionen, in denen neue Sterne entstehen. Für die Forscher von größerer Bedeutung ist jedoch der fleckig erscheinende Hintergrund oberhalb und unterhalb der Milchstraße. Diese kosmische Hintergrundstrahlung ist ein Überbleibsel der heißen Entstehungsphase des Universums. Aus ihrer Struktur erhoffen sich die Wissenschaftler eine Antwort auf die Frage, wie der Urknall genau abgelaufen ist.
"Dies ist der Augenblick, für den wir Planck gebaut haben", erklärt David Southwood, Wissenschaftsdirektor der Europäischen Weltraumbehörde ESA. "Noch geben wir keine Antwort. Aber wir öffnen die Tür zu einem Eldorado, in dem die Forscher Nuggets suchen können, die zu einem tieferen Verständnis der Entstehung und Entwicklung des Kosmos führen können. Nun kann die wissenschaftliche Ernte beginnen."
Die kosmische Hintergrundstrahlung kommt gleichmäßig aus allen Richtungen zur Erde, aber ihr überlagert ist die Mikrowellenstrahlung aus der Milchstraße. Die Forscher müssen nun diese lokale Strahlung sorgfältig aus dem gewonnenen Bild eliminieren, um eine reine Karte der Hintergrundstrahlung zu erhalten. Die bislang besten Daten über die Hintergrundstrahlung lieferte die 2001 gestartete amerikanische "Wilkinson Microwave Anisotropie Probe", kurz WMAP. Planck übertrifft WMAP nun noch einmal deutlich: Die Detektoren der europäischen Sonde sind zehnmal empfindlicher als die von WMAP, außerdem besitzt Planck eine zweifach bessere Winkelauflösung und erfasst einen wesentlich größeren Wellenlängenbereich. Die Kosmologen hoffen unter anderem in den Planck-Daten einen Beweis für die so genannte Inflation zu finden, eine kurze Phase unmittelbar nach dem Urknall, in der das Universum rasant um viele Größenordnungen expandiert ist.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/nachrichten/2010/das-ganze-universum-auf-einen-blick/