Klimabelastung durch Wasserwirtschaft wird unterschätzt
Förderung und Aufbereitung von sauberem Wasser benötigt weltweit immer mehr Energie
Norwich (Großbritannien) - Landwirtschaft, Industrie und Haushalte verbrauchen weltweit immer mehr Wasser. Förderung und Aufbereitung der lebenswichtigen Flüssigkeit belasten durch einen zunehmenden Energiebedarf das Erdklima stärker als bisher angenommen. Davor warnen britische Forscher in einer Überblicksstudie, die erstmals zahlreiche Einzeldaten über den Energieverbrauch der Wasserwirtschaft zusammenfasst. Um die Folgen für die globale Erwärmung in Grenzen zu halten, fordern sie in ihrer Veröffentlichung im Fachblatt "Nature Climate Change" eine genauere Analyse der Wasserkreisläufe.
"Der Energieverbrauch durch den Wassersektor steigt an und bisher wird seine Bedeutung unterschätzt", sagt Declan Conway von der University of East Anglia in Norwich. Auf der Basis von 100 wissenschaftlichen Berichten analysierte er zusammen mit seiner Kollegin Sabrina Rothausen die bisher wenig beachteten Zusammenhänge zwischen Wasser, Energieverbrauch und Treibhausgas-Ausstoß. So verursache die Wassernutzung in den USA etwa fünf Prozent der landesweiten Treibhausgas-Emissionen. In Großbritannien liege der Wert sogar darüber. Und in Indien summiere sich der Ausstoß von Treibhausgasen, der allein von den Wasserpumpen für die Bewässerung der Felder verursacht werde, auf etwa sechs Prozent der klimarelevanten, indischen Emissionen.
In ihrer Analyse machen Rothausen und Conway insgesamt vier Bereiche für den hohen Energiebedarf der Wasserwirtschaft verantwortlich: das Pumpen von Grund- und Oberflächenwasser, die anschließende Aufbereitung in Wasserwerken, das Aufheizen und Abkühlen in Haushalten und Industrie sowie die grobe Reinigung des Abwassers. Mit etwa 70 Prozent benötigt weltweit die Landwirtschaft den größten Anteil der jährlich genutzten 3800 Milliarden Kubikmeter Frischwasser. Mit 470 bis 650 Milliarden Kubikmeter führen die Flächenstaaten USA, China und Indien die Liste der größten Wasserverbraucher an.
Mit der anwachsenden Weltbevölkerung wird die Nahrungsmittelproduktion bis 2030 um etwa 50 Prozent zunehmen und dadurch den Wasser- und Energiebedarf der Landwirtschaft deutlich ansteigen lassen. Gemäß einer Schätzung der Landwirtschaftsbehörde der Vereinten Nationen vergrößere sich dabei die künstlich bewässerte Ackerfläche jedes Jahr um 0,6 Prozent. Neben intelligent gesteuerten Bewässerungssystemen halten die Wissenschaftler auch energiesparende Methoden zur Wassergewinnung für nötig, um den Anstieg der Treibhausgasemissionen zu verlangsamen. Zusätzlich sollen standardisierte Methoden den Energieverbrauch und die Bedeutung der Wasserwirtschaft für die Erderwärmung besser beurteilen helfen.
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Quelle: https://www.weltderphysik.de/nachrichten/2011/klimabelastung-durch-wasserwirtschaft-wird-unterschaetzt/