Wie weit sind die Sternbilder entfernt?
Sternbilder dienen nur unserer Orientierung am Himmel – sie bilden keine echte, physikalische Einheit. Mehr oder weniger willkürlich haben unsere Vorfahren Gruppen heller Sterne zu „Bildern“ von Tieren, Helden und Göttern zusammengefasst. Deshalb lässt sich für ein Sternbild keine einheitliche Entfernung angeben: Jeder Stern in einem Sternbild besitzt eine andere Entfernung von uns.
Nehmen wir als Beispiel das wohl bekannteste Sternbild des Nordhimmels, den Großen Bären. Sieben helle Sterne des Großen Bären bilden eine besonders auffällige Form und heißen im Volksmund auch „Großer Wagen“. Die Entfernung dieser sieben Sterne liegt zwischen 78 Lichtjahren für Mizar (Zeta Ursae Majoris) am Knick der Deichsel und 124 Lichtjahren für Dubhe (Alpha Ursae Majoris), den oberen rechten Kastenstern.
Noch extremer ist die Situation beispielsweise beim Sternbild Orion. Von den sieben hellsten Sternen des Himmelsjägers steht uns der rechte Schulterstern Bellatrix (Gamma Orionis) mit 240 Lichtjahren am nächsten, und Alnilam (Epsilon Orionis), der mittlere Stern des Gürtels, ist mit 1300 Lichtjahren am weitesten entfernt.
Im Sternbild Orion können wir auch sehr schön sehen, dass die hellsten Sterne nicht unbedingt jene sind, die uns am nächsten stehen: Der hellste Stern Beteigeuze ist mit 600 Lichtjahren erheblich weiter entfernt als Bellatrix, der dritthellste Stern. Beides sind zwar Riesensterne, die erheblich größer sind als unsere Sonne, doch während Beteigeuze etwa die 135.000-fache Leuchtkraft der Sonne besitzt, strahlt Bellatrix nur rund 4000-mal heller als unser Zentralgestirn.
Auch wenn also die Sterne eines Sternbilds alle unterschiedlich weit von uns entfernt sind, so können wir doch sagen, dass zumindest alle helleren Sterne sich mit typischen Entfernungen von einigen zehn bis einigen hundert Lichtjahren alle in unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft befinden. Von den hundert hellsten Sternen steht uns Alpha Centauri mit 4,4 Lichtjahren Abstand am nächsten, am weitesten entfernt ist mit rund 3000 Lichtjahren Aludra im Großen Hund (Eta Canis Majoris).
Der Grund dafür ist, dass die Strahlung, die wir von einem Stern auf der Erde empfangen, quadratisch mit der Entfernung abnimmt. Die Sterne werden also mit zunehmender Entfernung ganz schnell leuchtschwächer: Beim zehnfachen Abstand fällt die Helligkeit auf ein Hundertstel ab. Ein Stern wie unsere Sonne beispielsweise wäre schon in einer Entfernung von nur 60 Lichtjahren nicht mehr mit bloßen Augen am Himmel auszumachen. Und selbst bei einem hellen Riesenstern wie Beteigeuze liegt die Grenze bei etwa 5500 Lichtjahren – ein Katzensprung im Vergleich zum Durchmesser unserer Milchstraße von etwa 100.000 Lichtjahren.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/entfernung-sternbilder/