Wie spielt man Fußball auf dem Mond?
Dirk Lorenzen
12 Menschen waren bisher auf dem Mond. Vor 40 Jahren machte Neil Armstrong den „kleinen Schritt“. Einen Golfabschlag hat es auf dem Mond schon gegeben – einen Torschuss allerdings noch nicht. Drei Dinge wären beim lunaren Fußball besonders zu beachten: Die Anziehungskraft ist geringer, es gibt keinen Luftwiderstand und der Rasen ist nicht grün.
Sonnabend, 20. Juni 2026, 17 Uhr Mond-Ortszeit im Stadion des Mare Ingenii (Meer der Sehnsucht): Anpfiff zum Endspiel um den Mondpokal – die US-Auswahl Cosmos Moon York trifft auf die europäische Truppe von Lunatic United. Das Spiel endet 1:7. Reine Fantasterei? Noch! Doch die großen Raumfahrtnationen haben Mondpläne in der Schublade – und Sport für die Astronauten wird bei möglichen Mondbasen sicher eine Rolle spielen. Was wäre beim Gekicke auf dem Mond anders?
Weite Pässe, Lücken in der Abwehr …
Der größte Unterschied zum Spiel in den irdischen EM- und WM-Stadien ist die deutlich geringere Anziehungskraft: Sie ist auf dem Mond nur ein Sechstel so groß wie auf der Erde. Aus einem Zuckerpass über 60 Meter wird schnell ein Schuss, der mehr als 350 Meter weit trägt. Der Ball erreicht dabei durchaus 50 Meter Höhe und bleibt viel länger in der Luft als in irdischen Stadien. Das Spielfeld sollte man sicher etwas größer gestalten, um genügend Platz für die weiten Pässe zu haben (oh, oh, das reißt Lücken in die Abwehrketten …) – Besucher bringen am besten ein Fernglas mit.
Die Astronauten-Fußballer können auch deutlich höher springen. Das Spiel wirkt recht komisch – weit fliegende Pässe und hoch herumhüpfende Spieler. Zumal die Spieler ein bemerkenswertes Trikot tragen: einen Druckanzug. Beim Aufprall des Balles in den dicken Mondstaub geht viel Energie verloren, der Ball springt im Verhältnis bei weitem nicht so stark wieder ab wie auf kurzgeschorenem EM-Rasen. Ganz hart trifft es filigrane Techniker wie Michael Ballack: Auf dem Mond gibt es keine Atmosphäre, somit keinen Magnus-Effekt (siehe Wieso ist die Bananenflanke krumm?) – angeschnittene Bananenflanken sind leider nicht möglich. Kunstschüsse „um die Ecke“ wird es auf dem Mond nicht geben. Mondfußball ist also nichts für Ästheten.
Wer in der Torwartfrage unentschieden ist und deshalb meint, auf dem Mond könne man zur Not auch einen etwas schwächeren Torwart nehmen, weil dort die Bälle nicht ganz so hart ankommen, der täuscht sich: Die Masse des Balles ist wie auf der Erde – somit fliegen lunare Torschüsse Neuer, Adler, Wiese & Co. genauso hart um die Ohren.
… und keiner hört den Schiri.
Apropos um die Ohren – ein Gutes hätte das Spielen auf dem Mond: Da es keine Luft gibt und somit kein Medium, das den Schall trägt, wird niemand den Pfiff des Schiedsrichters hören. Endlich mal in Ruhe spielen – ohne falsche Abseits-Pfiffe …
Flugparabel
Ein Fußball kommt am weitesten, wenn er genau unter einem Winkel von 45 Grad nach oben geschossen wird. Unter Vernachlässigung des Luftwiderstands beträgt dann die Reichweite \(R\):
$$R = \frac{\textrm{Quadrat der Abfluggeschwindigkeit (in Metern pro Sekunde)}}{\textrm{Erdbeschleunigung}\; 9,81 {\rm m/s^2}}$$
Ein mit 100 km/h (entsprechend 27,78 m/s) geschossener Ball kommt auf der Erde also 78,6 Meter weit. Auf dem Mond (dann ist statt der Erdbeschleunigung die Mondbeschleunigung zu nehmen, die nur 1,63 m/s2 beträgt) trifft der Ball dagegen erst nach 473,4 Metern auf den Boden.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/fussball-auf-dem-mond/