Wie kommt es zu einer Sonnenfinsternis?
Dirk H. Lorenzen
Es hat schon etwas von Weltuntergang – wenn sich die Sonne verdunkelt, mitten am Tage. Bei Sonnenfinsternissen schiebt sich der Mond zwischen Erde und Sonne und verdeckt diese teilweise oder gar total.
Es ist wohl das dramatischste Schauspiel, das uns der Himmel zu bieten hat: Das Sonnenlicht wird fahl, der eben noch kristallklare Tag zur bleiernen Dämmerung. Dann, als drehe jemand am Dimmer das Licht aus, geht alles ganz schnell. Die hellsten Sterne flammen auf und wo eben noch die gleißend helle Sonne zu sehen war, steht nun ein pechschwarzer Kreis am Himmel, umgeben von einem feurigen, fein strukturierten Lichtkranz. Eine totale Sonnenfinsternis!
Sonnenfinsternisse: Selten total, meist partiell
Bei einer totalen Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond genau zwischen Erde und Sonne, so dass die Sonne vollständig verdeckt wird. Dabei ist die Sonnenfinsternis nur von Orten aus total, die entlang eines sehr schmalen Streifens auf der Erde liegen. Diese Totalitätszone ist maximal einige hundert Kilometer breit und viele tausend Kilometer lang. Dass Finsternisse total sein können, hängt mit einem einzigartigen Zufall im Planetensystem zusammen: Sonne und Mond erscheinen am Himmel der Erde praktisch gleich groß. Zwar ist der Durchmesser der Sonne tatsächlich etwa 400-mal größer als der des Mondes. Da aber die Sonne auch etwa 400-mal weiter von der Erde entfernt ist als der Mond, erscheinen beide in etwa gleich groß.
Zwar gibt es pro Jahr bis zu vier Sonnenfinsternisse (davon höchstens zwei totale), doch ein bestimmter Ort auf der Erde kommt nur einmal in einigen hundert Jahren in den Genuss einer totalen Sonnenfinsternis. Bei uns war die letzte am 11. August 1999 in Süddeutschland zu sehen. Nun müssen wir uns bis zum 3. September 2081 gedulden. Sehr viel häufiger sind partielle Sonnenfinsternisse: Bei ihnen ist nur ein Teil der Sonne vom Mond verdeckt. Die Sonne wird dann vom Mond nicht komplett „verschluckt“, sondern nur „angebissen“.
Achtung! Die Beobachtung von Sonnenfinsternissen sollten nur mit Spezialbrillen erfolgen. Niemals mit einem Fernglas oder Teleskop direkt in die Sonne schauen. Schwere Augenschäden bis zur Erblindung wären die Folgen.
Bei Finsternis zu sehen: die Korona
Während einer totalen Sonnenfinsternis umgibt die dunkle Mondscheibe ein heller spektakulärer Strahlenkranz. Das ist die Korona, die Atmosphäre der Sonne. Das Millionen Grad heiße Gas wird normalerweise von der hellen Sonnenscheibe überstrahlt. Nur wenn der Mond die Sonnenscheibe verdeckt, ist die Korona mit bloßem Auge zu sehen.
Für die Astronomen sind Sonnenfinsternisse heute weitestgehend uninteressant. In Teleskopen und mit Satelliten lässt sich die Sonne immer sehr gut beobachten – auch mit Hilfe „künstlicher“ Finsternisse in den Teleskopen. Allerdings untersuchen noch immer einige Sonnenforscher während der Totalität die der Sonnenoberfläche nahen Bereiche der Korona. Diese tiefen Bereiche der Sonnenatmosphäre sind anders kaum zu beobachten. Antike Überlieferungen von Sonnenfinsternisse sind für die Geophysik von großer Bedeutung: Aus der Kenntnis, in welchen Regionen auf der Erde welche Finsternisse zu sehen war, lässt sich die allmähliche Verlangsamung der Erdrotation bestimmen.
Finsternis-Details
Zu einer Sonnenfinsternis kann es nur bei Neumond kommen. Allerdings beschert uns nicht jeder Neumond eine Sonnenfinsternis. Denn die Mondbahn ist um etwa 5 Grad gegen die Umlaufbahn der Erde um die Sonne geneigt. Daher läuft der Neumond von der Erde aus gesehen meist oberhalb oder unterhalb der Sonne entlang. Nur wenn der Neumond genau in der Ebene der Erdbahn steht, erleben wir eine Sonnenfinsternis.
Bei optimalen Bedingungen dauert eine totale Finsternis maximal siebeneinhalb Minuten. Die längste Finsternis, die derzeit auf der Erde lebende Menschen miterleben können, ist am 22. Juli 2009 in China und im Westpazifik zu sehen - diese Finsternis dauert 6 Minuten und 39 Sekunden.
Da man im alten China glaubte, bei einer Finsternis verschlänge ein Drachen die Sonne, um sie bald wieder auszuspucken, heißen die Schnittpunkte der Mond- und Erdbahn bis heute Drachenpunkte.
Quelle: https://www.weltderphysik.de/thema/hinter-den-dingen/sonnenfinsternis/